Eine persönliche Geschichte von Rolf W. Locher
Es war nicht der große Knall, der mich zum Feuerlaufen brachte. Kein dramatischer Umbruch, keine Krise, die alles veränderte. Es war eher ein stilles Spüren. Ein Gefühl, das sich über Monate, vielleicht Jahre aufgebaut hatte: Ich lebe, aber ich brenne nicht mehr. Ich funktioniere – ja, aber ich fühle mich nicht mehr ganz.
Ich hatte viel erlebt. Projekte aufgebaut, Menschen inspiriert, Verantwortung übernommen. Und doch kam ich an einen Punkt, an dem ich wusste: Ich hatte den Kontakt zu einer inneren Quelle verloren. Zu dieser Kraft, die nicht fragt, wie etwas aussieht, sondern wie es sich anfühlt.
Ich erinnere mich noch genau an diesen Abend im Seminarraum.
Wir saßen im Kreis, sprachen über Ängste, Zweifel, und diese leisen Stimmen im Kopf: „Du schaffst das nicht.“ „Was, wenn du versagst?“ – Ich hörte zu. Und ich merkte: Das sind nicht nur Stimmen von anderen. Das sind auch meine.
Dann kam die Glut. Wir standen draußen. Der Glutteppich brannte, leuchtete in tiefem Rot. Ich roch das Holz, die Erde, die Aufregung in der Luft. Und ich spürte mein Herz. Es schlug nicht vor Angst – sondern vor Präsenz. Ich war ganz da. Kein Gedanke mehr, nur Körper, Atem, Entschlossenheit.
Ich ging los. Schritt für Schritt. Und ich spürte: Das Feuer trägt mich. Nicht, weil es ungefährlich ist – sondern weil ich bereit bin.
Am anderen Ende stand ich. Barfuß, lebendig, aufrecht. Und ich wusste: Ich bin angekommen. Nicht an einem Ziel – sondern bei mir selbst.
Seit diesem Tag begleitet mich das Feuer in meinem Alltag. Nicht als spektakuläres Erlebnis – sondern als Erinnerung: Ich kann entscheiden. Ich kann vertrauen. Ich kann gehen.
Ich begleite heute Menschen auf diesem Weg, weil ich weiß, wie heilsam es ist, wenn wir uns selbst wieder begegnen. Nicht im Kopf – sondern im Körper, im Atem, im Tun.
Feuerlaufen ist nicht gefährlich.
Aber es ist gefährlich ehrlich.
Wenn du bereit bist, deinem eigenen Feuer zu begegnen – ich geh mit dir. Schritt für Schritt.
Herzlichst Rolf